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Die Prohibition
Hallo und guten Tag in die große Internet-Welt!
Die ein oder andere Person hat sicher schon einmal davon gehört und auch in Bar-Karten auf der ganzen Welt findet man teilweise ganze Rubriken mit Cocktails aus dieser Zeit. Aber was verbirgt sich hinter dem Thema „Prohibition“ und warum finden es Barkeeper so spannend?
Wie kam es dazu?
Historisch gesehen wird unter der Prohibition der Zeitraum vom 17. Januar 1920 bis zum 05. Dezember 1933 verstanden. In dieser Zeit war der Verkauf von Getränken mit einem Alkoholgehalt über 0,5% in den Vereinigten Staaten von Amerika per Gesetz verboten.
Die Jahre zuvor mehrte sich die Zahl der Befürworter eines Verbotes von Alkoholkonsum, da in ihm der Ursprung allen Übels gesehen wurde. Alkohol wurde im christlichen Amerika mit Gewalt, organisierter Kriminalität und politischer Korruption in Verbindung gebracht, wodurch über die Jahre viele politische Lager entstanden sind, wie beispielsweise die „Prohibition Party“ oder der „Christliche Frauenbund für Abstinenz“. Diese Bewegungen wurden meistens von Frauen getragen, da diese häufig unter ihren trinkenden, gewalttätigen Männern litten, welche mit ihrem Handeln das Leben der Familien zerstörten.
Das Ende des ersten Weltkrieges bescherte den Anhängern dieser Bewegungen dann schlussendlich eine Überzahl an Unterstützern, da viele der größten Brauereien in Amerika in deutscher Hand waren und diese – und damit auch der Bierkonsum im Allgemeinen – als nicht patriotisch angesehen worden sind. Wenige Monate nach Ende des 1. Weltkrieges wurde der Verfassungszusatz verabschiedet und trat dann ein Jahr später in Kraft.
Welche Auswirkungen hatte die Prohibition?
Der Alkoholkonsum in den Staaten sank in der Folge nachweislich, was unter anderem auch mit der Schließung von Bars und Kneipen einherging, jedoch hat auch eine ganze Branche von dem Verbot profitiert: Die organisierte Kriminalität wuchs in Folge des Verbots stark an. Einer der bekanntesten Verbrecher war Al Capone, der vor allem in Chicago operierte. Über illegale Handelsrouten, durch Tunnel und mit präparierten Lastwagen gelangten die stark nachgefragten Spirituosen wie Whiskey und Rum nach Amerika und wurden zu horrenden Preisen verkauft.
Einfacher herzustellende Spirituosen wie Gin wurden aus Industriealkohol (welcher für Parfüm und Tinte benutzt wird), Glyzerin (um unangenehmen Geschmack zu übertünchen) und Wacholder-Öl selbst hergestellt. Per Gesetz mussten dem Industriealkohol unverträgliche Substanzen hinzu gegeben werden, um diesen untrinkbar zu machen. Jedoch fanden Schmuggler schnell heraus, wie man diese Zusätze neutralisieren bzw. filtern konnte, was jedoch trotzdem den Geschmack deutlich minderte. Des Weiteren sind viele illegale Brennereien entstanden, die im optimalen Fall minderwertigen, aber teilweise auch giftigen Alkohol herstellten und weiterhin mit Chemikalien versuchten, den Geschmack von Whisky bestmöglich zu imitieren.
Verkauft wurden diese Spirituosen in Speakeasy Bars. Diese waren auf den ersten Blick nicht als Bar zu erkennen, da Bars und Kneipen ja verboten waren. Man musste ein bestimmtes Codewort kennen um beispielsweise durch ein Bücherregal in ein Hinterzimmer zu gelangen, in dem es dann wild zur Sache ging. Um den Geschmack der teilweise fast untrinkbaren Spirituosen zu übertünchen, haben Barkeeper viele Cocktails kreiert wie z.B. den „Whisky Sour“. Aber auch „Daiquiris“ und „Mojitos“ hatten in dieser Zeit ihre Blüte, denn auf Cuba konnte man ohne Sorgen Alkohol trinken. Auch dieser positive Umstand brachte viele Amerikaner für einen Urlaub auf die Insel.
Hier einmal ein paar abgewandelte Rezepte beliebter Cocktails aus der damaligen Zeit. Und keine Sorge, man kann auch gute Spirituosen dafür verwenden. 😉
Sloe Gin Rickey
4cl Hayman’s Sloe Gin
1cl frischer Limettensaft
Sodawasser
Zubereitung:
Alle Zutaten in ein mit Eiswürfeln gefülltes Longdrinkglas geben und mit Sodawasser auffüllen. Anschließend leicht umrühren und mit einer Limettenspalte garnieren.
Info:
Entstanden aus dem „Joe Rickey“ (Ein Cocktail der nach Colonel Joe Rickey benannt wurde, welcher in DC eines Morgens einen Bourbon mit Eis, Limette und Soda bestellte), wurde der Gin Rickey einer der Stars in der Prohibitionszeit. Um den schlimmen Geschmack des damaligen Gins zu verdecken, benutzte man die Zitrussäure von Limetten. Durch die Abwandlung mit Sloe Gin bekommt man noch eine wunderschöne und leicht bittere Fruchtnote. Perfekt an warmen Sommertagen.
Bandwagon (Side Car Adaption)
4cl Remedy Spiced Rum
2cl Orangenlikör (Bsp: Cointreau)
3cl frischer Zitronensaft
Zubereitung:
Alle Zutaten in einen Cocktailshaker geben und kräftig mit Eiswürfeln shaken. Anschließend den Cocktail doppelt (durch ein Sieb) in eine Cocktailschale abseihen.
Info:
Der Side Car Cocktail ist bereits einige Jahre vor der Prohibition entstanden, jedoch konnte er während der Prohibition aufgrund des starken Geschmacks der Orange und durch Zugabe der Säure gut getrunken werden. Das Originalrezept verlang nach Cognac, jedoch lässt sich der Drink wunderbar auch mit dem Remedy Spiced Rum mixen, der der Legende nach zu dieser Zeit entstanden sein soll. Wer mehr Süße benötigt, muss nur den Anteil an Orangenlikör etwas erhöhen.
Mary Pickford
4cl Botucal Planas
4cl frischer Ananassaft
0,5cl Maraschino Likör
0,5cl Grenadine
Zubereitung:
Alle Zutaten in einen Cocktailshaker geben und kräftig mit Eiswürfeln shaken. Anschließend den Cocktail doppelt (durch ein Sieb) in eine Cocktailschale abseihen.
Info:
Benannt wurde dieser Cocktail nach der berühmten Stummfilm-Schauspielerin, die diesen Drink in den 20er Jahren in Havana getrunken haben soll. Auf Cuba war der Verkauf von Alkohol kein Problem, wodurch viele berühmte Schauspieler und Schriftsteller (Ernest Hemingway) häufig auf der Insel waren, um sich einen gepflegten Rausch anzutrinken. In Speakeasy Bars war der Drink beliebt, da vor allem die Süße und die Ananas hervorstechen.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Ausprobieren! Übrigens, mehr über unser Spirituosen-Portfolio erfährst du HIER.
Bleibt bitte gesund,
Euer Daniel